Wenn der Chef des britischen Nationalarchives warnt, „der Menschheit droht ein digitales Mittelalter“, dann hat der gute Mann Recht.
Warum es geht und warum er Recht hat, dass ist leicht zu erklären. Denn vielleicht hat sich ja einer meiner Leser seinen modernen Rechner mal genauer angeschaut und hatte dann das Problem, dass er die Daten die er mal mit seinem alten Rechner vor einigen Jahren auf eine Floppy-Disk gespeichert hatte, nicht mehr lesen konnte. Das könnte im einen Fall daran liegen, dass der Rechner überhaupt kein Floppy-Laufwerk mehr besitzt. Oder aber man ist noch in der glücklichen Lage, dass das Laufwerk vorhanden ist, dann aber könnte man vor dem Problem stehen, dass kein relevantes Programm mehr vorhanden ist um die Daten zu verarbeiten.
In der heutigen schnelllebigen Computerzeit gehören heute Programme und Dateiendungen, die gestern noch der Stand der Dinge waren, zum alten Eisen und sind oft nicht mehr mit den modernen Programmen kompatibel. M$ schießt bei der Entwicklung ja den Vogel ab, denn bei deren Programmen kommen ja Programme aus der gleichen Entwicklunglinie noch nicht mal mit den Daten der älteren Programmversionen klar. Aber M$ ist das beliebe kein Einzelfall. Diese Entwicklung zieht sich durch alle Programme.
Im Grunde ist es vollkommen Blödsinnig heute wichtige Daten auf eine Disk zu brennen. Denn womit will man denn in 10 Jahren diese Daten wieder auslesen? Man müßte also auch noch den passenden Rechner einmotten. Ein beschriebenes Blatt Papier hingegen, dass kann man auch noch in 10 Jahren lesen, falls man dann noch des Lesen mächtig ist. Das Papier vergilbt zwar ein wenig und die Tinte verblasst ein wenig, aber man kann es mit Sicherheit, sofern man es vor äußeren Einflüssen schützt, noch lesen.
Aber eines dürfte zumindestens klar sein, Informationen aus der heutigen Zeit werden nur mit großen Schwierigkeiten in einigen hundert Jahren noch zu lesen sein. Da hatten unser Vorfahren aus der Steinzeit die besseren Ideen, die malten ihre Informationen auf die Wände ihrer Wohnhöhlen.
Daran denke ich sehr oft. Wir können Geschichtsforschung betreiben bis zurück zu den alten Sumerern – und in 100 Jahren wird keiner mehr die Geschichte ab 1980 n.Chr. ernsthaft erforschen können? Man fasst sich an den Kopf.
Was mich betrifft: ich habe immer noch meinen alten 332 MB-Laptop halbwegs griffbereit stehen und muss ihn jedesmal herausholen, wenn ich ein Buch in unseren über die wohnung verteilten Regalen suche oder ein neues in die Datenbank eintragen will – weil ich die Daten trotz vieler Bemühungen nicht auf meinen vor 3 Jahren angeschafften Laptop übertragen konnte. Es ist ein Kreuz!
Ich habe, schon vor einigen Jahren, von einem Unternehmen gehört, die sich darauf spezalisiert haben Daten von alten Speichermedien verfügbar zu machen. War so ein „aus der Garage ins blühende Unternehmen“ Geschichte. Das Problem ist ja schon seit Jahren bekannt.
Ich brenne keine wichtigen Daten mehr auf CD, die Dinger neigen mir zuviel dazu im entscheidenden Moment defekt zu sein. Bis auf weiteres werde ich wohl alles wichtige auf externen Festplatten sichern.
Abgesehen davon, Wissensverlust hat es zu allen Zeiten gegeben, wenn in der Antike oder im Mittelalter eine wichtige Bibliothek abbrannte, dann war das ein Katastrophe, weil viele Dokumente selten waren und unwiederbringlich verloren gingen. Aber es gibt auch andere Arten des Wissensverlustes. In Frankreich bauen welche eine Burg nach, aber unter mittelalterlichen Bedinungen. Was die alles „wiedererfinden“ mussten, ist schon beeindruckend. Handwerkliches Wissen geht ständig verloren.
Ich hatte früher ein zusätzliches Iomega-Zip-Laufwerk. Ging kaputt und jetzt komme ich nicht mehr an die Daten auf den Disketten ran, es sei denn, ich kauf mir ein neues LAufwerk. Aber das wäre dann gleich wieder veraltet.
Papier ist hier immer noch die beste „Verwahr“möglichkeit. Zum einen ist Papier geduldig und es währt garantiert länger als ein Bit.
Allerdings sind unsere Papiere meist recht säurehaltig, was zu einem Zerbrechen nach knapp 100 Jahren führt. Aber in dieser Zeit lassen sich die Inhalte beliebig oft auf andere Papiere kopieren, es sei denn, man verwendet dazu Thermodrucker, die (möglichst noch mit Textmarkern versehen) es schaffen, binnen weniger Wochen den Text verschwinden zu lassen.
In diesem Zusammenhang grüße ich alle bisherigen Kommentatoren in diesem Faden… 😉
@Querdenker: Schlimm, wenn ich dir erzähle, dass ich mein ZIP-Laufwerk vor wenigen Monaten weggeworfen hatte, weil ich dachte, die ZIP-Disketten nicht mehr zu haben? Nun habe ich sie wiedergefunden, nur das Laufwerk ist futsch… 😉