In dem Bericht von SpOn, der mich zu diesem Eintrag motiviert hat, geht es um die Probleme einer Gemeinde im ehemaligen Zonenrandgebiet. Leider ist die Gemeinde nicht alleine, denn die geschilderten Probleme sind auf viele andere Gemeinden zu übertragen. Ich sehe das tagtäglich vor meiner Haustür, denn ich wohne auch im ehemaligen Zonenrandgebiet.
Nordhalben liegt im nördlichen Bayern im Frankenwald nur einen Steinwurf von der Landesgrenze von Thüringen entfernt. Also von der Topographie genau die gleichen Voraussetzungen wie in meinem Heimatort, ziemlich genau am „Arsch“ der Welt. Früher war das ja gar nicht so schlimm, denn es gab ja die Zonenrandförderung. Damit wurden die strukturellen Nachteile ziemlich gut ausgeglichen und man konnte es sich gut einrichten in der „finanziellen Hängematte“ des Bundes. Aber mit dem Wegfall im Jahr 1994 stürzten viele der Gemeinden in ein tiefes finanzielles Loch. Denn der neue Standort im Herzen Europas wirkte sich leider nur für die Gemeinden hinter der ehemaligen Staatsgrenze aus. Dort hin flossen nämlich viel Milliarden an Aufbaugeldern. Sicherlich war das richtig und nötig, aber leider hat man dabei die Gemeinden in Niedersachsen, Hessen und Bayern vergessen. Nicht nur das sie in einem traditionell strukturschwachem Gebiet liegen, jetzt hatten sie auch noch mit der Konkurrenz aus den östlichen Nachbargemeinden zu kämpfen, viele der wenigen ortsansässigen Betriebe sind einfach paar Kilometer in den Osten abgewandert um die sprudelnden Fördergelder abzuschöpfen.
Die Lage in Nordhalben: Nur noch 2000 Einwohner hat die Marktgemeinde Nordhalben – vor der Wende waren es knapp 700 mehr. Früher hatte Nordhalben 23 Gaststätten, heute sind es noch ein Dutzend. Von den 850 Häusern im Dorf stehen 64 leer, in weiteren 150 wohnen nur noch alte Leute. Die meisten Jungen sind schon weg, qualifizierte Arbeitsplätze vor Ort gibt es kaum noch. „Wir bluten aus“, sagt Daum. Die Fassaden sind grau, die Schaufenster leer. Durchs nördliche Bayern weht ein Hauch DDR. Dunkeldeutschland liegt längst im Westen.
Ganz so schlimm ist es bei uns noch nicht. Goslar ist ja auch um ein vielfaches größer, aber Arbeitsplätze gibt es hier auch kaum und die Zahl der leeren Fensterhöhlen steigt auch von Woche zu Woche. Das gilt für Wohnungen genauso wie für die Schaufenster der Geschäfte. Und auch hier sind etliche Betrieb aus der Region in die wenige Kilometer entfernten Kreise Wernigeroder oder Halberstadt abgewandert. Verdenken kann ich es den Unternehmern ja auch nicht, wenn ich „drüben“ bis zur Hälfte meiner Investitionen als Förderung bekomme und dazu auch noch niedrigere Löhne zahlen muss und hier bekomme ich nicht einen Cent als Förderung, da müsste auch ich nicht lange überlegen.
In Nordhalben beklagen sie, dass die örtlichen Dienststellen von Polizei und Zoll geschlossen wurden. Dazu kann ich nur sagen, damit können wir hier auch dienen. Zwei große Kasernen des Grenzschutzes sind schon vor Jahren geschlossen worden und im nächsten Jahr gehen auch auf dem Kasernengelände der Bundeswehr die Lichter aus. Früher waren hier über Tausend Soldaten stationiert, dazu kamen noch mehre Hundert Beamte des Grenzschutzes. Wenn man die Familien dazurechnet, dann kann man sich vorstellen, welch Kaufkraft dem Ort entzogen wurde.
In Nordhalben hat man mit einer spektakulären Aktion die Oberen aufgerüttelt. Man hat medienwirksam den Übertritt nach Thüringen beantragen wollen. Sicherlich hätte das nicht geklappt, aber die Aktion hat zu mindestens eines bewirkt, Unternehmer in Nordhalben können jetzt Zuschüsse vom Land Bayern und der EU bekommen, immerhin bis zu 35 Prozent ihrer Investitionskosten. Tja, und was ist hier…..hier verstrickt man sich immer noch im traditionellen Kleinkrieg der Parteien und wartet auf den „Prinz auf dem weißen Pferd“. Sicherlich ist es in einer kleinen Gemeinde einfacher Menschen zur Selbsthilfe zu motivieren als in einer Stadt mit mehren zehntausenden Einwohnern. Aber auch hier gibt es Aktionen von privater Seite etwas am Umfeld zu ändern, aber anders als in Nordhalben beschränkt sich bei uns die Unterstützung der Politik auf vollmundige Reden und das Werfen von bremsenden „Knüppel“ zwischen die Beine der noch vorhandenen Unternehmen.
Ich denke, dass hier ein allgemeiner Trend zur Stadtflucht eine entscheidende Rolle spielt. Diese Tendenzen bestehen nicht nur in ehemaligen Randgebieten. Ich kenne ähnliche Dinge aus NRW / Bergisches Land etc. Die Metropolen wachsen. Die Kleinstädte und ländlichen Gemeinden schrumpfen.
Ach das glaube ich noch nicht mal, viel ziehen das Leben auf dem Land der Großstadt durchaus vor. Bei uns in Goslar kann man ja im Grunde auch nicht von „Land“ im klassischen Sinn sprechen, denn wir haben ja immerhin noch so um die 40.000 Einwohner. Ich sehe die Entwicklung hier schon seit vielen Jahren und habe das auch schon ein paar Mal bemängelt….Es kommt mir so vor, dass die Politiker es immer noch nicht begriffen haben, dass seit dem Wegfall der Grenze ein anderer Wind weht. Man schwelgt noch in den Erinnerungen voller Hotels und üppig sprudelnder Geldquellen aus dem Topf des Bundes.
„viel ziehen das Leben auf dem Land der Großstadt durchaus vor“ ja, solange diese es sich ohne Job (vor Ort) und bei wachsenden Benzinpreisen leisten können? Das hängt halt von den Ersparnissen ab.