"Think different"....eigene Gedanken um dies und das

Da muß ich in den Medien lesen,

dass die Leute glühende Globalisierungsanhänger seien weil sie bei Lidl und Aldi einkaufen würden. Das sie damit vielleicht ihren eigenen Arbeitsplatz vernichten wäre ihnen egal. Denn es müßte ja immer alles billiger sein, weil Geiz geil ist.
Liebe Journalisten, ab und an wäre es gar nicht schlecht, wenn man vor dem Schreiben das Gehirn einschalten würde. Schon mal hochgerechnet wie viele Menschen gar nicht anders können als bei den Discountern einkaufen zu müssen? Es bleibt ihnen nämlich gar nichts anders übrig. Denn sonst ist die Geldbörse leer und der Monat hat noch verdammt viel Tage übrig.
Schon mal überlegt, wie die Menschen, egal ob arbeitslos oder Niedriglöhner, über die Runden kommen sollen wenn sie nicht den Cent drei mal umdrehen würde?
Schon mal überlegt wie man sonst mit 3 Euro pro Tag klar kommen soll?
Solche Artikel können in meinen Augen nur von Leuten geschrieben werden, die keine Ahnung von Leben außerhalb ihrer heilen Welt haben. Wenn ich zu den Gutverdienenden gehöre und keine Ahnung vom Leben am unteren Existenzminimum habe, dann sollte man sich solche dummen Bemerkungen verkneifen und nicht immer das Geschwätz aus Berlin nachplappern.

15 Kommentare

  1. ela

    Das sind die Leute die mit den Politikern konform gehen, sie habens ja.
    Ich geh auch zum Discounter, ich seh auch nicht ein warum ich für 500g Bohnen im Minimal 2,99€ zahlen soll wenn ich sie im Aldi für 1,19 – 1,49 bekomme.

  2. Wolf

    Ich würde sicherlich auch das eine oder andere Mal wo anders kaufen gehen als bei den Discounter. Aber ich habe das Geld einfach nicht..

  3. doerfler

    Beide habt ihr recht, aber die Journalisten auch.
    „Geiz ist Geil“ und dieser Spruch hat dem Einzelhandel sehr geschadet und Arbeitsplätze gekostet.
    Es gibt immer noch sehr viele Menschen, die durchaus das Geld haben um auch woanders einzukaufen können. Aber gerade sie gehen lieber nach Aldi oder Lidl und versuchen in anderen Geschäften den Preis zu drücken.
    Und wenn die Bundesregierung, aber auch die Wirtschaft, so weiter macht, ja dann wird natürlich die Zahl derer, die kaum noch Geld haben immer größer und auch dadurch werden Arbeitsplätze vernichtet.
    Aber sparen tut jeder und die die am meisten, tun sind am Geizigsten.

  4. Wolf

    Halt! Wer hat denn den Spruch geprägt und mit Leben gefüllt? Das war doch wohl der Handel und nicht die Verbraucher. Die Unternehmen haben doch mit dem ruinösen Verdrängungskampf begonnen. Dort hat man doch die Dollarzeichen in den Augen gehabt.
    Die paar Leute, die den Spruch ausleben und nicht auf den Euro schauen müssen, dürften doch weit in der Minderheit sein. Die Masse der Verbraucher ist doch garnicht mehr in der Lage zu wählen.
    Das der Verbraucher sich natürlich „verarscht“ vorkam als die Preise zu sinken begonnen haben ist doch klar. Wenn die Produkte die er jahrelang für Summe X gekauft hat plötzlich billiger werden. Das es aber nur deshalb billiger geworden ist, weil die Händler die Produzenten gnadenlos unter Preisdruck gesetzt haben, das wissen bis heute viel der Konsumenten doch garnicht. Für viele kommt die Milch aus dem Supermarkt so wie der Strom aus der Steckdose kommt.
    So, und was passierte dann? Dann kamen unser glorreichen Politiker und habe gesagt, ihr braucht nicht mehr so viel Geld, es wird ja alles billiger. Jetzt sind viel Bürger gezwungen beim Discounter zu kaufen weil sie garnicht anders können.
    Tja und nun? Jetzt kommen unser berliner Schnarchnasen und sagen, „die Lebensmittel müssen teurer werden, weil so billige Ware kann nur „Schrott“ sein“. Dazu kommen dann noch die Handelsorganisationen, die die Preise in nicht weiter Zukunft gnadenlos diktieren können weil der Wettbewerb nämlich zusammengebrochen sein wird.
    Dann wird es erst richtig lustig, dann beginnt nämlich die „Schlacht“ um die erschwinglichen Produkte.

  5. doerfler

    Richtig, dass war der Handel. Aber die großen in der Branche. Und diese Geiz ist Geil-Mentalität ist aber leider bei sehr vielen zu einer Lebenseinstellung geworden.
    Die Geldknappheit, die hat es vorher auch schon gegeben.
    Aber seit diesem Slogan, ist etwas passiert, was wirklich sehr viele Arbeitsplätze gekostet hat.
    Es wird grundsätzlich das billigste Angebot genommen, selbst wenn das andere nicht einmal zu teuer ist. Ein Teil der Märkte verkauft unter Einkaufswert. Ich merke das immer wieder und frage mich, wie können die das bezahlen. Das geht gar nicht mehr.
    Dadurch nimmt der Druck auf die Erzeuger auch immer weiter zu. Trotz steigender Produktionszahlen und auch steigender Umsätze, stagnieren die Gewinne bzw. sind rückläufig. Damit mein ich jetzt nicht die Großkonzerne. Nein, damit meine ich den kleinen oder mittleren Erzeuger.
    Die stehen kurz vorm Aus.
    Gleiches gilt auch für den Handwerker, Geil ist Geil, es wird der billigste genommen, oder es wird gar nicht erst bezahlt.
    Die Discounter haben diese Entwicklung längst erkannt und umgedacht. Sie werden mittlerweile von den großen Supermarktketten wie Kaufland im Preis unterboten.
    Die Discounter die immer noch auf Hersteller im mittleren Sektor angewiesen sind, gehen nicht mehr mit den Preis runter. Für sie ist längst eine Grenze der Wirtschaftlichkeit erreicht. Entweder sie gehen Pleite oder die Produzenten.
    Wären die Supermarktketten auf ganz andere Lieferantenstrukturen zurückgreifen können.
    Bleiben wir beim Fleisch stehen. Das können sie ganz billig verkaufen. Warum? Sie beziehen es von ein oder zwei riesigen Schlachthöfen (die zu den großen Fleischkonzernen gehören), dort arbeiten aber nur noch Kräfte aus Osteuropa und das teilweise zu Hungerlöhnen. Nur so kommt der billige Preis zustande.
    Tausende Arbeitsplätze wurden in diesem Bereich abgebaut.
    Und das wissen die wenigsten, wie Du auch schon sagtest.
    Ich nehme jetzt einfach mal als Beispiel. Das Kilofleisch kostet bei xy 6 Euro, was eigentlich im normalen Bereich ist und auch keine Arbeitsplätze gefährdet. Beim Fleischer um die Ecke, würde es 7 Euro kosten. Doch dann kommt Mark xyz und verkauft das Kilo für 5 Euro und alles rennt sofort dorthin. Der Großteil davon, könnte sich auf alle Fälle das Kilo für 6 Euro leisten und ein anderer Teil das für 7 Euro.
    Ich will noch ein Beispiel nennen. Bei uns gibt es eine Käsefabrik. Sie stellt Käseprodukte her, die eigentlich qualitativ sehr hochwertig sind. Preislich lagen sie über Jahre hinweg im Mittelfeld und mit einmal gelten ihre Produkte als hochpreisig.
    Die Folgen sind klar.
    Ohne Kundschaft im Ausland, würde sie nicht existieren können. Arbeitsplätze sind längst verloren gegangen.
    Selbstverständlich liegt die Hauptursache im Mangel am Geld, aber diejenigen die noch Geld haben, die sollten es nun nicht auch noch krampfhaft festhalten.

  6. Wolf

    Das Problem ist aber in meinen Augen, dass der Mittelstand, der früher die Umsätze im mittleren Preissekment gemacht hat, zum großen Teil weggebrochen ist. Da liegt das große Problem in Deutschland…es gibt praktisch keinen Mittelstand mehr.

  7. doerfler

    Ja, der wurde kaputt gemacht und das was noch da ist, wird ebenfalls mutwillig zerstört.

  8. Wolf

    Sicher..und die es sehen und wissen, können leider recht wenig dagegen machen. 🙁

  9. MySelf

    Sehr gute Diskussion!

    Allerdings vermisse ich einen bestimmten Aspekt: Der „Unsicherheitsfaktor Zukunft“!

    Um bei doerflers Beispiel zu bleiben: Z.Zt. könnte ich mir das Kilo Fleisch für 7€ noch leisten. Aber kann ich es mir auch noch „morgen“ leisten?

    Ich arbeite in einem globalen Grosskonzern, der sich gerne (oder sollte ich lieber sagen, ständig „umorganisiert“). Als Folge einer dieser Umorganisationen habe ich jetzt eine Tätigkeit, bei der ich ca. 200€ netto weniger bekomme.

    Für mich persönlich kein allzu grosses Problem, da ich Single ohne jegliche Unterhaltsverpflichtung bin, für einen Alleinverdiener mit Familie kann das allerdings eine finanzielle Katastrophe sein.

    Was ich damit sagen will: Ich kaufe trotz relativ gutem (heutigen) Einkommen beim Discounter die Dinge des täglichen Bedarfs, um mit dem ersparten Geld für die Zukunft vorzusorgen, da mir klar ist, das sich die Lohnspirale weiterhin nach unten dreht und die Ausgaben aber steigen werden!

    Sparen heute ist für mich die finanzielle Absicherung für morgen 🙁

    Und so denken wahrscheinlich viele, die heute noch gut verdienen, also sollte man sie nicht verurteilen… 😉

  10. Ingrid

    Da muss ich MySelf zustimmen – da bei keinem mehr sicher ist, ob er auch morgen noch seinen (vielleicht gutbezahlten) Job hat, ist Sparen einfach zum Muss geworden. Und damit geb ich Wolf ja auch recht, weil man sehen muss, wie man auch mit wenig Geld über die Runden kommt.

    Die „Geiz ist geil“-Masche zieht im Grunde schon lang nicht mehr wirklich. Aber es hört sich halt cooler an als wenn man sagen müsste „ich kann’s mir nicht leisten“.

    Für mich als Selbständige gibts immer wieder Phasen, in denen viel Geld ankommt und dann wieder lange Durststrecken. Wenn ich nicht arbeite, verdiene ich auch nichts. Also egal ob krank oder Urlaub oder keine Aufträge. Daher ist ein genaues Einteilen des vorhandenen Geldes und ein Vorsorgen für die Durststrecken zwingend notwendig. Und bedeutet, dass ich genauso bei Hofer (der österr.Aldi) zuerst kaufe oder beim Plus-Markt in meiner Nähe. Auch die Schulsachen für die Kinder kommen vom Büro-Fachmarkt Pagro und nur ganz spezielle Dinge vom kleinen Fachhändler ums Eck.

    Eigentlich schizophren, weil ja gerade ich die Kleinen als Kunden habe und sie stärker will. In manchen Fällen ergibt sich da eine Art Gegengeschäft. Aber halt nur in einigen wenigen.

    Es ist ein Teufelskreis – von der Knappheit des Geldes zum Kaufen beim Diskonter – und damit wieder zum Umsatzverlust der Kleinen…..

    Meine Lösung dafür funktioniert nur sehr langsam. Umdenken, umstellen der eigenen Gewohnheiten, Zugehen auf Gleichgesinnte und Aufbauen eines kleinen aber nützlichen Netzwerkes, in dem jeder bei jedem Kunde ist. Und kein „Grosser“ dabei ist. Sowas versuchen wir gerade in meinem Ort Leonding (22.000 Seelen) mit sogut wie jedem grossen Doskonter vor der Nase – am Montag ist die Gründungsversammlung des Leondinger Wirtschaftsvereins, der das zum Ziel hat. Die Zeit wird zeigen, ob es funktioniert…..

    viele Grüsse
    Ingrid

  11. Wolf

    @MySelf
    Leiste es Dir lieber jetzt. Denn wenn Du arbeitslos wirst, mußt Du eh Deine Rücklagen erst aufbrauchen um Geld vom Staat zu bekommen. 🙁

    @Ingrid
    Ein gute Idee die Ihr versucht umzusetzten. Aber was machen die Leute, die nichts zu bieten haben?

  12. Ingrid

    @ wolf
    kann nur langzeit-auswirkung haben. wenn wir selbständigen uns gegenseitig selbst stärken, können wir (da bessere geschäfte) auch für den privaten bessere angebote machen. werden also attraktiver vom preis her. und schaffen vielleicht auch ein paar neue arbeitsplätze.

    wir haben jahre, wenn nicht jahrzehnte gebraucht, um uns selbst auf die diskonter zu konditionieren. es wird ebenso lang dauern (müssen), das ganze wieder umzukehren. ich weiss das. also keine sofort-lösung. aber irgendwo muss man halt mal anfangen, denk ich.

  13. Wolf

    Ich sage ja, ich finde die Idee gut. Es wird Zeit, dass etwas passiert. Könnte ja vielleicht sogar funktionieren, Ihr seit ja nicht in Deutschland. 😉
    Ich nehme ja an, dass ich bei Dir darüber etwas lesen werde…..

  14. Ingrid

    „Ich nehme ja an, dass ich bei Dir darüber etwas lesen werde…..“

    natürlich! 😉

  15. Wolf

    Dann bin ich ja beruhigt.

    Heute steht übrigens wieder mal ein Kommentar in unserer Zeitung, so nach dem Motto, „was so billig ist, kann nicht gut sein“.
    Da hat der gute Mann ja teilweise sogar Recht. Dem Verbraucher sollte mal so langsam klar werden, dass man für 3,99 Euro pro Kilo kein Rindfleisch produzieren kann. Aber wenn viele Bürger garnicht mehr wissen, wo die Nahrungsmittel herkommen und wie sie entstehen, dann wird sich das nicht ändern. Außerdem ist es überhaupt nicht nötig jeden Tag Fleisch zu essen. Wenn man so wie früher nur einmal die Woche Fleisch isst, dann kann man durchaus auch mal einen Euro mehr für das Kilo ausgeben.

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