Es ist auch ein Grund, warum ich gerne auf Telepolis lese. Die Verfasser der Artikel nehmen selten ein Blatt vor den Mund und lassen durchaus gerne mal die Ironie durchblitzen. Das gefällt mir, dass ist nämlich auch mein Stil.
Es geht in dem Artikel um eine Meldung aus dem fernen Amerika, genauer gesagt aus Texas. Aber wie Wolf-Dieter Roth an die Meldung herangeht ist wieder lesenswert.
Texas gilt als das Bayern der USA: die Eingeborenen sprechen einen ähnlich intensiven Akzent, gelten im Rest des Landes als ein Fall für sich – und sind etwas penibler, wenn es um Sitte und Religion geht. Unter Beweis gestellt hat dies nun eine Grundschule in Fresco.
Es geht hier darum, dass Kunstlehrerin Sydney McGee seit kurzem nicht mehr unterrichten darf. Sie ist gefeuert worden und das nach 28 Jahren im Schuldienst und etlichen Auszeichnung. Sie war also wohl eine gute Lehrerin. Denn Auszeichnungen im Schuldienst sind selbst im ordenverliebten Amerika eine Seltenheit.
Was hat die Arme also getan, dass man sie aus dem Schuldienst entfernt hat? Sie war mir einer Gruppe Fünftklässler im Museum. Nun fragt man sich, was daran so verwerflich ist. Hunderttausende Schüler sind jeden Tag im Museum. Ja, aber die gehen ja auch nicht in Fresco zur Schule und bekommen von ihrer Lehrerin eine nackten Mann gezeigt. Das ist aber auch ungeheuerlich, allerdings ist es kein Mann aus Fleisch und Blut, der Gute ist in Stein gemeißelt und steht schon ein paar Tage auf seinem Sockel.
Der Schuldirektor hatte sie zwar ausdrücklich dazu aufgefordert, mit den Schülern dort hinzugehen und auch die Eltern hatten unterschrieben, dass ihre Kinder auf diese Exkursion gehen durften. Doch hatte wohl niemand damit gerechnet, dass in diesem Museum auch eine nackte Statue zu sehen sein wird. Und es kam wie es kommen musste, ein Schüler erzählte zu hause davon und es gab eine Beschwerde beim Direktor. Dieser stellte McGee daraufhin frei und sorgte dafür, dass ihr Vertrag, der im März ausläuft, nicht mehr verlängert.
Andere Eltern empören sich nun zwar darüber, wieso Fünftklässler von dem Anblick eines unbekleideten Menschens in Stein in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden sollten, aber der gefeuerten Lehrerin hilft das auch nicht weiter.
Mal sehen, wann unsere Museumsangestellte die Ausgestellten Statuen mit Feigenblätter verhüllen.
Tja und gleichzeitig sind die USA das Paradies der Pornoindustrie.
Nun, die Verlogenheit in diesem Punkt ist doch allgemein bekannt.
Nach der Meldung über die Verhaftung eine 14jährigen Schülerin aus dem Unterricht heraus, weil sie eine Bush-kritische Bildcollage auf ihrem MySpace-Account hatte, schon die zweite Meldung in fünf Minuten bei der nur ein „Die spinnen, die Amerikaner“ über meine Lippen kommt. Obwohl eigentlich sind solche Nachrichten ja eher zum weinen …