"Think different"....eigene Gedanken um dies und das

Wieder mal Profit um jeden Preis

Als im Münsterland die Strommasten umknickten wie Streichhölzer, bemühte man sich schnell und lautstark die Schuld auf das ungewöhnliche Wetter zu schieben. Nun aber stellt sich heraus, dass die Masten nicht nur brachen wie Streichhölzer. Nein, das Material der Masten ist auch nicht viel stabiler als ein Streichholz. Es sind Papiere aufgetaucht, die beweisen, dass die Führungsriege des Stromversorgers schon seit einigen Jahren weiß, dass in zirka 60% ihrer Masten ein Materialfehler schlummert. Viele Masten halten nicht einmal mehr 40 Prozent der normalen Zuglast stand, wobei die gesetzlich vorgeschriebene Norm deutlich unterschritten wird und sie damit akut einsturzgefärdet sind.
Das Problem entstand wohl in den fünziger Jahren, damals mußten schnell große Stromtrassen gebaut werden um die wachsende Bevölkerung und Industrie mit ausreichend Strom zu versorgen. Damals wurden Materialien verbaut, die dem Stand der Technik und des Wissens, entsprachen. Wahrscheinlich hat auch niemand damit gerechnet, dass die Masten 50 Jahre später immer noch in Nutzung sind. Die Masten wurden damals aus sogenannten Thomasstahl gefertigt. Thomasstahl enthält sehr viel Stickstoff und dieser bewirkt, dass der Stahl im Laufe der Zeit versprödet und damit dann im höchsten Maße bruchgefärdet ist. Die Folge davon ist, statt sich bei Belastung „plastisch zu verformen“, fallen die brüchigen Kolosse einfach in sich zusammen und das nicht nur unter Extrembelastungen. Diese Wahrnungen wurden schon in den Jahren 2000 und 2001 von Sicherheitsingenieure in Notizen an den Vorstand gemeldet. 2002 dann ein weiterer, umfangreicher „Risikobericht zur Maststahlversprödung“ vorgelegt. Er bestätigt die Befürchtungen nicht nur. Er konkretisiert sie sogar. Allerdings sieht derKonzern immer noch kein Handlungsbedarf. Im Gegenteil, in dem Papier heißt es wohl:

„Eine sofortige Sanierung“ aller gefährdeten Masten sei „nicht möglich, da nicht genügend interne und externe Berechnungsressourcen vorhanden sind“, heißt es in dem Papier. Außerdem sei „der sofortige Neubau der sprödbruchgefährdeten Masten nicht finanzierbar“.

Um die Dimension des Problems zu verdeutlichen, es geht hier um Rund 25 000 Masten im bundesweiten Versorgungsgebiet des Konzerns. Zwar wurde ein Sanierungsplan besprochen. Doch der sollte wohl vor allem dazu dienen, die Kosten für den Konzern so gering wie möglich zu halten. Trotz der ständig steigenden Gewinne der Stromkonzerne wird hier billigend in Kauf genommen, dass Masten brechen und Menschen zu Schaden, ja zu Tode kommen. Es sind bisher noch nicht mal die Masten, die das größe „Schadpotenzial“ haben, ausgetauscht worden.
Ich stelle mir also wieder die Frage, wo waren die staatlichen Kontrollorgane? Da wird mit viel „Tamtam“ eine Bundesnetzagentur gegründet, die die Konzerne überwachen soll. Nur, aus was besteht die Überwachung? Es bleibt zu hoffen, dass die Bundesnetzagentur wenigstens jetzt beginnt ein paar kritische Fragen zu stellen. Inzwischen fordert die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Christa Thoben „schnelle und detaillierte Antworten“ des Konzerns auf die Frage, in welchem Umfang RWE in der Vergangenheit ins Stromnetz investiert habe. Ich weiß nur nicht, warum die Politiker immer erst aufwachen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist?
Es bleibt zu hoffen, dass die Medien den Fall auf breiter Ebene publik machen und dass sie die Geschichte nicht als „One Hit Wonder“ betrachten und nach ein paar Tagen ist alles vergessen. Denn sonst dauert der Umbau der Leitungstrassen bis zum „Sanktnimmerleinstag“ und wir können uns in Deutschland schon mal an den Zustand gewöhnen, dass wir Tage oder Wochenlang ohne Strom sitzen werden. Denn wer denkt, dass von dem Problem nur ein Konzern betroffen ist, der ist wohl zu „blauäugig“. Das Problem dürfte mit Sicherheit auch in Leitungsnetzen der anderen Konzerne zu finden sein.

Diese Eintrag beruht auf einem Bericht von Spiegel. online den ich heute morgen gelesen und mir so meine Gedanken dazu gemacht habe

3 Kommentare

  1. Ingrid

    Auch hier hat also mein Bauchgefühl recht behalten. Die Erklärung „besondere Umstände, plötzliche Eisummantelung, nicht vorhersehbare Zusatzbelastung“ hat mich nicht wirklich befriedigt. Obwohl ich kein Statiker bin, hab ich mir darüber doch so meine eigenen Gedanken gemacht. Und die vielen Menschen in der Kälte vermutlich auch.
    Sünden der Vergangenheit holen einen immer ein – das halte ich für ein Naturgesetz. Schlimm nur, wenn man sie dann nicht selbst ausbaden muss…..

  2. doerfler

    Mein Vater hatte mir das in der letzten Woche schon erzählt. Ich wollte das erst gar nicht glauben.
    Aber anscheinend ist es doch wahr.

  3. Ingrid

    Na bitte – geht auch anders:

    „Starker Schneefall im Oberen Mühlviertel: Bäume stürzten unter der großen Schneelast zusammen und rissen Stromleitungen ab……Bei jenen Haushalten, die am Samstag noch nicht repariert werden konnten, setzte die Energie AG Notstromaggregate ein.“

    Ähnliche Situation – wobei man gegen umsstürzende Bäume wenig Vorkehrungen treffen kann. Aber schnelle Reaktion des Stromversorgers.

    Bericht:
    http://www.nachrichten.at/lokal/410246

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