Ja, auch Du lieber Kommentarschreiber. Denn laut dem Gesetz zur Deutschen Nationalbibliothek vom 22. Juni 2006 sollen alle deutsche Internetseiten archiviert werden. Im Gesetz steht, dass vom 29. Juni an auch Internet-Publikationen gespeichert werden. Jede einzelne deutsche Webseite. Auch Homepages von Privatleuten. :knall:
Das Gesetzt geht zurück auf die Generalkonferenz der Unesco im Jahr 2001, die eine Resolution zur Bewahrung des digitalen Erbes annahm. Seitdem wird gesammelt. Großbritannien versucht bereits seit drei Jahren, nicht gedruckte Veröffentlichungen zu archivieren. Ich vermute mal, dass sich die Initiatoren garnicht bewußt waren, was sie da überhaupt beschlossen haben.
Am 27. Juni überstieg die Anzahl der Webseiten, die auf -.de enden, zum ersten Mal die Zehn-Millionen-Marke. Würde man jede Seite nur einmal aufrufen und sie sich eine Minute lang ansehen – man wäre 19 Jahre lang beschäftigt. Dann ginge es wieder von vorne los. Wer also versucht, sämtliche Netzinhalte zu archivieren, muss verrückt sein. Und über einen riesigen Speicher verfügen.
Von Seiten den Nationalbibliothek wurde schon mitgeteilt, dass man das Projekt in drei Schritten durchführen will. Als erstes sollen alle Publikationen gesammelt werden, die eine Entsprechung im Druckbereich haben – Monografien, Dissertationen, Online-Ableger von Zeitungen usw.. Danach geht es uns Bloggern an den Kragen. Denn im zweiten Schritt sollen die webspezifische Veröffentlichungen wie Forenbeiträge und Weblogs folgen und im dritten Schritt werden dann auch die privaten Webseiten archiviert. Auch die Seiten, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, wie etwa die privaten Photoseiten von „Herrn Maier“, werden gespeichert. Warum das so ist, erklärte Stephan Jockel von der Deutschen Nationalbibliothek.
„Nicht nur Online-Medien sind Veröffentlichungen. Auch eine private Homepage ist eine Publikation, ob mit Passwort geschützt oder nicht. Sie gehört genauso wie Weblogs und Foren zum kulturellen und geistigen Schaffen unserer Gesellschaft. Eine Pflichtablieferungsverordnung wird den Sammelauftrag noch einmal konkretisieren.“
Richtig gelesen…Pflichtablieferungsverordnung….wir sind verpflichtet den Inhalt unser Seiten bei der Nationalbibliothek ab zu liefern. Wir sollen alle beim Aufbau der Bibliothek mithelfen. Zumal unser Politiker auch daran gedacht haben. Denn im Gesetz findet sich ein entsprechender Passus.
Ab sofort haben Autoren und Betreiber deutschsprachiger Internetseiten die Pflicht, ihre Werke in einfacher Ausfertigung abzuliefern, in einwandfreiem und nicht befristet benutzbaren Zustand.
Man hat natürlich nicht vergessen dem Ganzen den nötigen Nachdruck zu verleihen. Denn das Gesetz droht in dem Paragraf 19 gleich ein Bußgeld von bis zu 10000 Euro an, wenn man der Pflichtablieferung nicht nachkommen sollte. Allerdings ist noch nicht definiert wo und wie man denn liefern soll muß.
Bezugnehmend auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung
Ich drucke doch jetzt nicht jede Seite aus und schleppe die dort hin, ja wer bin ich denn? 😉
Aber mal im Ernst, man kann es auch etwas übertreiben.
Es ist ja begrüßenswert, wenn Publikationen gespeichert werden. Also, Onlinezeitungen usw. und meinetwegen auch das ein oder andere Weblog, aber alles andere wozu?
Müssen demnächst alle Teenies ihre richtigen Tagebücher abliefern?
Oder wir unseren Einkaufzettel?
Du kennst doch die Sammelwut der Behörden.
Übrigens schätzte ich mal, dass das bevorzugte Format der Mikrofilm wäre. Damit haben sie wohl am wenigsten Arbeit.
Nun wegen mir sollen sie sich doch mal 19 Jahre hinsetzten und die erste Seite angucken, weiter werden sie ja nicht kommen, wenn wir den Zahlen glauben.
Ich kann mir nicht vorstellen das die wirklich eine solche Masse an Websites speichern wollen/können.
Die sind ja meist kaum in der Lage Bücher und Zeitungen richtig und vollständig zu archivieren, weil es so viele gibt.
Ob sie können, glauben die Betroffenen ja anscheinend selber nicht. Aber erstmal haben sie von der Politik den Auftrag dazu bekommen.
Ich sach nur, die Spinnen. Komunizell oder so ok, aber Privat ? … die Spinnen …..
Das verstehst Du nicht, dass ist schließlich deutsches
KulturGedankengut.Was ich an der geplanten Vorgehensweise viel interessanter finde, ist die Tatsache, dass Weblogs und Foren zu Seiten mit redaktionellem Inhalt eingeordnet werden. Wenn sie der Meinung sind, dass wir dort einzuordnen sind, dann sollen sie uns aber im Umkehrschluß auch den Schutz zu billigen, den auch Journalisten und Zeitungsredakteure genießen.
@wolf: Journalisten und Redakteure sind per Gesetz aber an Objektivität und Ausgewogenheit gebunden (ich weiß, es gibt genügend schwarze Schafe). Ich glaube, solchen Regeln wollen sich die meisten Blogger nicht unterwerfen, oder?
Also in der Regel versuche ich schon objektiv, ausgewogen und vorallendingen neutral zu schreiben. Das hilft auch ungemein sich Ärger vom Hals zu halten. Nicht das jetzt aber jemand denkt, ich würde für mein Geschreibsel hoch fliegende journalistische Vorstellungen haben.
Weblogs gehören streng genommen wirklich zu einer journalistischen Publikation, so will ich das mal ausdrücken.
Wer es ganz genau nimmt, der könnte sich als Blogger sogar auf den Medienstaatsvertrag berufen. Denn das Teledienstgesetz gilt zwar, aber im Grunde lässt sich der Inhalt eines Blogs mit dem redaktionellen Inhalt einer Zeitung gleichsetzen.
Jedenfalls lässt sich dies von Blogs sagen, die nicht rein privater Natur sind.
Wir schreiben über politische Themen, über die Wissenschaft und die Wahrheit sollten wir auch nicht außer acht lassen.
Alles muss belegbar sein.
Im Grunde genommen wie eine Zeitung.
Und wenn der Medienstaatsvertrag gilt, so gelten natürlich auch die entsprechenden Regeln an die ich mich zu halten, aber dann dürfte ich aber auch rechtlich auf diesen berufen und einfordern, dass ich wie ein Journalist behandelt werde.
Sprich ich gelte dann als Medienvertreter und dürfte auch bei bestimmten Veranstaltungen vor Ort sein.
Mittlerweile wurde die auch erkannt.
Einzelne Parteien waren die ersten, bei Parteitagen wurde extra im Pressebereich auch kleiner Teil für Blogger „reserviert“, so das diese von dort berichten konnten.
Man muss halt nur auf sein Recht pochen. Nur leider gibt es immer noch sehr viele Menschen, die nix mit dem Medium Weblog anfangen können, darunter auch Politiker.
Man darf aber auch nicht vergessenen, dass die überwiegende Mehrzahl der Blogger das Niveau stark nach unten ziehen, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Sicherlich gibt es schon viel gute Weblogs, denen man durchaus journalistische Qualitäten bescheinigen kann. Aber die überwiegende Zahl dürfte doch eher „Larifari“ sein. Wo will man da die Grenze ziehen? Dann müsste man wirklich die einzelnen Weblogs auf ihre journalistische Qualität überprüfen.